Startchancen

Seit über zehn Jahren unterstützen wir Schulen im Brennpunkt, um Bildungschancen für jedes Kind zu schaffen. Diesen Erfahrungsschatz machen wir für das Startchancenprogramm nutzbar! Erkenntnisse, Module und Abläufe stellen wir hier bereit und bieten Antworten darauf, mit welchen Themen sich Schulen auseinandersetzen müssen, auf welche Art und Weise und wie eine Qualifizierungsreihe Schulleitungen dabei unterstützt, Schulen zu idealen Lernorten zu machen.

impakt Rad Einführung

Das impakt Rad ist ein Reflexionstool für alle Akteure im Bildungssystem. Es soll dazu anregen, sich das Ziel‚ faire Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen zu sichern und zentrale Wirkungshebel zur Erreichung dieses Ziels immer wieder vor Augen zu führen. Die sechs Wirkungshebel des impakt Rads sind hinterlegt mit Modulvorschlägen zur Fort- und Weiterbildung von Führungskräften an Schulen im Brennpunkt, um gemeinsam nachhaltige und wirksame Handlungsschritte zu gehen. Angesprochen werden darüber hinaus alle Interessierten, die sich in eine Verantwortungsgemeinschaft für mehr Bildungsgerechtigkeit einbringen.

Das Rad fußt auf dem Golden Circle von Simon Sinek und wird von innen nach außen gelesen. Wir möchten dazu anregen, die gewohnte Fragerichtung zu ändern. Es soll zu Beginn erstmal nicht darum gehen sich zu fragen, wie etwas gemacht werden muss und was, sondern es geht zunächst um das Warum. Im Zentrum steht damit der Kern schulischen Handelns: die Ermöglichung von Teilhabe, von fairen Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen.

Im Brennpunkt ist die Teilhabe stark von der Ausgangssituation geprägt: Armut, Sprachvielfalt/ -armut, Bildungsferne und Diskriminierung machen die Lebenswirklichkeit der Kinder und Jugendlichen aus. Sich diese Lebenswirklichkeit ins Bewusstsein zu bringen, für diese zu sensibilisieren, erscheint uns zentral, denn alle Herausforderungen, Bedarfe und Probleme „im Brennpunkt” sind auf diese zurückzuführen.

Das Wie, die Wirkungshebel, die auf die Verbesserung der Teilhabechancen einzahlen sollen, und das, was getan werden soll, folgen erst nach dem Warum. Wir haben für die Gestaltung des Rads bewusst den Kreis gewählt. Geleitet von einer systemischen Haltung sind für uns alle Elemente des Rads „gleich wichtig“, auch gibt es grundsätzlich keine vorgegebene Reihenfolge, womit angefangen werden muss, sondern es wird stets die Einladung zur Reflexion ausgesprochen, das Warum zu klären und anschließend zu prüfen, wo man steht, was erreicht worden ist und mit welchen Wirkungshebeln bereits Erfolge erzielt wurden und welche noch gestärkt werden können. Wir sind der Überzeugung, dass wirksame Handlungsschritte nur gegangen werden können, wenn durch Priorisierung auf das Wesentliche Komplexität reduziert wird, was wiederrum mit Präzisierung und Konturierung einhergeht. Weniger ist mehr. Fokus und Vision ermöglichen Veränderung.

Damit wird deutlich, dass das Rad nicht den Anspruch erhebt „vollständig“ zu sein. Wir haben daher ein Stück des Rades bewusst „leer“ gelassen; diese „Lücke“ steht für Freiräume, dafür, dass das Rad als „Work in Progress” zu verstehen ist. Es werden mit anderen Worten nicht alle denkbaren Wirkungshebel und Maßnahmen zur Verbesserung der Teilnahmechancen von Kindern und Jugendlichen expliziert. Wir möchten der zukünftigen Weiterentwicklung bereits heute einen Ort geben ebenso wie den Wirkungshebeln, die von den Systemakteuren vor Ort als wesentlich erachtet werden.

Aber natürlich stehen wir nicht mit leeren Händen da. Aus unserer mehrjährigen Arbeit mit Schulen im Brennpunkt in unterschiedlichen Bundesländern und aus der Wissenschaft haben wir Erkenntnisse und Erfahrungen zusammengetragen, die sich im Rad niederschlagen. Wir sind davon überzeugt, dass es ohne folgende Wirkungshebel nicht geht:

  • Agile Haltung entwickeln
  • Gemeinsam eine Vision erschaffen
  • Familien & soziales Umfeld stärken
  • Starke Partner gewinnen
  • Unterricht & Lernsettings anpassen
  • Daten systematisch nutzen

Ausgangs­situation

Reflexion der Ausgangs­situation

Die Ausgangssituation der Schülerinnen und Schüler im Brennpunkt können am besten diejenigen schildern, die tagtäglich mit dieser konfrontiert sind. In der Publikation Chancen schaffen. Zur Situation von Schulen im Brennpunkt“ (2023) schildern Schulleitungen aus mehreren Bundesländern die Ausgangssituation an ihren Schulen, wie folgt: Wir starten mit unseren Kindern in der Grundschule oft [nicht bei null“] (…) [sondern] bei minus fünf“: Sprache und Sozialverhalten sind ungeübt, der Wortschatz unzureichend. Unseren Kindern wird zu Hause mehrheitlich nie vorgelesen, die Familiensprache ist überwiegend nicht deutsch. Wir sehen Defizite in der Motorik – sowohl die Grob- als auch insbesondere die Feinmotorik sind oft schwach ausgeprägt. Es fehlt ein Verständnis für den Zahlenraum, Farben und Formen sind unbekannt. Sehr viele können außerdem weder Fahrradfahren noch Schwimmen, sie sind nicht im Sportverein, die Ernährung ist geprägt von zu viel Fett und Zucker und die Freizeitgestaltung bewegungs- sowie anregungsarm. Der Medienkonsum ist ungesteuert. Selbstverständlich betreffen diese Beobachtungen nicht jedes Kind und erst recht finden sich nicht bei allen Kindern diese Defizite in Summe. Aber der Unterstützungsbedarf an unseren Schulen für die Dinge, die viele als selbstverständlich betrachten, ist sehr hoch. Deshalb sind viele Kinder bei uns ein Jahr länger in unseren Schulen als vorgesehen. Dazu kommen weit überdurchschnittlich viele Kinder mit Fluchterfahrungen, die – häufig traumatisiert – ganz besondere Bedarfe haben und so nicht offen für Beziehungsaufnahmen und Lernprozesse sind.“  

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es als Grundlage für die Schul- und Unterrichtsentwicklung wichtig ist, dass sich alle an Schule mit ihrer eigenen Haltung zu diesen Ausgangssituationen auseinandersetzen und sich den Möglichkeiten und Grenzen ihres eigenen Wirkens im System an einer Schule im Brennpunkt bewusst sind. 

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Handlung

Gemeinsam eine Vision erschaffen

Der Alltag an Schulen im Brennpunkt ist komplex und gestaltet sich häufig so, dass unklar ist, was jeder Tag aufs Neue an Herausforderungen bringen wird. Zudem laufen nicht selten sehr viele Prozesse und Projekte an der Schule parallel nebeneinander. Vor diesem Hintergrund ist es von zentraler Bedeutung, dass jede Schule eine Vision davon entwickelt, wo sie sich hin entwickeln will, was ihr wichtig erscheint, um allen Schülerinnen und Schülern Teilhabe an Bildung und Gesellschaft zu ermöglichen. Das bedeutet aber zu priorisieren, Entscheidungen zu treffen und die Schulgemeinschaft mitzunehmen. Weiter bedeutet es aber auch, klar, präzise und überzeugend zu formulieren, wie diese Vision aussehen soll. Dann kann gemeinsam eine Vision erschaffen werden und damit eine Perspektive, die handlungsleitend für alle Personen an Schule ist und als gemeinsamer roter Faden die Schulgemeinschaft zusammenhält. 

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Agile Haltung entwickeln

Schulen im Brennpunkt sind höchst dynamische Systeme, die ständig auf unterschiedliche Veränderungen reagieren müssen so z. B. verursacht durch eine hohe Fluktuation und Belastung im Kollegium oder den nicht selten gravierenden Mangel an geeignetem Personal. Auch sind die Herausforderungen innerhalb der Familien und bei den Schülerinnen und Schülern nicht mehr einfach oder homogen“, sondern komplex“: Die Verdichtung und Gleichzeitigkeit höchst ungünstiger Faktoren wie Armut, Diskriminierung, sprachliche Barrieren und Perspektivlosigkeit sind die Regel und nicht die Ausnahme. Eine agile Haltung bei der Schulleitung sowie dem Kollegium kann Schulen im Brennpunkt hier eine wichtige Hilfestellung bieten und Entlastung schaffen.  

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Daten systematisch nutzen

Die systematische Nutzung von Daten in Schule wird gegenwärtig wenig praktiziert. Es fehlen häufig plausible Antworten auf Fragen der Relevanz, Nützlichkeit und Verwertbarkeit im konkreten Schulalltag. Werden allerdings die Relevanz und die Vorteile einer systematischen Datennutzung von allen Akteuren in Schule erkannt und mit einer Daten-Kultur“ verbunden, die Daten als Ausgangspunkt für eine konstruktive Kooperation im Team und als Grundlage für ein kritisches Hinterfragen des schulischen Handelns begriffen, kann eine passgenauere Unterstützung der Kinder und Jugendlichen erwachsen. Systematische Datennutzung für Schul- und Unterrichtsentwicklung ist ein wichtiges Merkmal erfolgreicher Schulen im Brennpunkt. 

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Unterricht und Lernsettings anpassen

In Schulen im Brennpunkt stellt sich häufig das Problem, dass gängige Lehrpläne und Lehrwerke nicht zu den Voraussetzungen und Bedarfen der Schülerinnen und Schüler passen. Unterricht und Lernsettings müssen aber passend gemacht werden, um nicht weiter und mehr Schülerinnen und Schüler abzuhängen – mit individuell, gesellschaftlich und volkswirtschaftlich desaströsen Konsequenzen. Dies setzt eine Auseinandersetzung mit Beziehungsarbeit, den Tiefendimensionen von Unterricht, ein geteiltes Bild von lernwirksamem Unterricht sowie die Etablierung einer Verantwortungsgemeinschaft aller Akteure in Schule voraus. Die Herausforderung, allen Schülerinnen und Schülern lernwirksamen Unterricht bedarfsorientiert anzubieten, „gehört allen“. 

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Familien / soziales Umfeld stärken

Der Bildungserfolg der Schülerinnen und Schüler wird maßgeblich durch die Eltern und das sozio-kulturelle Umfeld beeinflusst. Im Brennpunkt schaffen allerdings insbesondere Bildungsferne, sprachlich-kulturelle Verständigungsschwierigkeit oder schlechte Erfahrungen, beispielweise mit staatlichen Institutionen, kommunikative Barrieren zwischen Familie und Schule, was den Bildungserfolg und damit die Teilhabechancen der Kinder und Jugendlichen gefährdet. Dennoch gibt es viele Beispiele gelungener Elternarbeit. Häufig hängt das Gelingen davon ab, ob ein „Match“ geschaffen worden ist oder nicht. Eine wichtige Voraussetzung für eine solche Passung von Angebot und Zielgruppe ist es, Implizites explizit zu machen: Alle schulischen Akteure vergegenwärtigen sich die Ausgangssituation der Familien und machen sich ihren eigenen sozio-kulturell geprägten Weltzugrang reflexiv klar. 

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Starke Partner gewinnen

Schule im Brennpunkt ist eingebunden in ein Netz von unterschiedlichen Akteuren so z. B. Schulträger, Schulaufsicht, Jugendhilfe, aber auch Unternehmen, Einzelhandel oder Kulturinstitutionen. Dies gilt es, sich systematisch vor Augen zu führen, um auf Grundlage einer standortspezifischen Analyse besser und gezielt sowie passgenau zu kooperieren. So können aus Akteuren Partner werden, die Schule dabei unterstützen, die Ausgangssituation der Kinder und Jugendlichen im Brennpunkt und die Bedingungen für wirksame Lernsettings zu verbessern. Starke Partnerschaften schaffen heißt Perspektiven eröffnen.

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