Förderung von Forschung zu Schulen im Brennpunkt 

Förderung von Forschung zu Schulen im Brennpunkt 

Die Wübben Stiftung Bildung hat erstmals einen Innovationsfonds eingerichtet, der Forschende bei ihrer Arbeit zu Schulen im Brennpunkt unterstützen soll. „Mit dem Innovationsfonds möchten wir die Forschung zu Schulen im Brennpunkt vorantreiben und die Vernetzung im Forschungsfeld stärken. Wir brauchen dringend mehr wissenschaftliche Erkenntnisse, um die Schulen gezielt und wirksam bei ihrer Arbeit unterstützen zu können“, erklärt Dr. Hanna Pfänder, Leiterin des impaktlab der Wübben Stiftung Bildung. Ab sofort erhalten sechs Projekte von insgesamt elf Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern durch den Fonds eine zweijährige Förderung. Dies beinhaltet sowohl eine finanzielle Unterstützung in Höhe von bis zu 40.000 Euro (für Hilfskräfte- und Sachmittel) als auch Austausch- und Vernetzungsformate der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untereinander sowie mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Schulpraxis, Bildungsadministration und Journalistinnen und Journalisten. Die Projekte wurden von einer Jury mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Bildungsverwaltung und Praxis ausgewählt. Die Forschenden kommen aus verschiedenen Fachrichtungen und sind an sieben Universitäten oder Forschungseinrichtungen in Deutschland tätig. Am 14. Dezember kamen sie in den Räumlichkeiten der Wübben Stiftung Bildung zu einer Auftaktveranstaltung zusammen, auf der sie auch ihre jeweiligen Forschungsarbeiten kurz vorstellten.  

 

Die Projekte 

Die sechs Projekte, die von den elf Forschenden umgesetzt werden, gehen verschiedenen Fragestellungen rund um Schulen im Brennpunkt nach. 

 

Bildungspotentiale lokaler Schüler*innenaustausche. Analysen zu einem Initiativprojekt zum Abbau sozialräumlich segregierter Bildungsteilhabe. 

Dr. Tim Böder und Dr. Thorsten Hertel (Universität Duisburg-Essen):  

Das Projekt setzt an einem schulischen Innovativprojekt an, bei dem Jugendliche aus Schulen in segregierten und privilegierten Stadtteilen gemeinsame kulturelle und künstlerische Aktivitäten unternehmen. Über das Projekt soll sozialräumlichen Entmischungsprozessen begegnet werden, die sich in den Schulen der „gespaltenen Großstädte” mit am deutlichsten zeigen. Böder und Hertel begleiten in ihrem Forschungsprojekt die Austauschpraxis der Schülerinnen und Schüler sowie der Pädagoginnen und Pädagogen qualitativ-empirisch. Sie forschen zur pädagogischen Rahmung und zu den Bildungsprozessen, die im Projekt für die Jugendlichen eröffnet werden (sollen). Dabei streben sie einerseits an, den Diskurs zur sozialraumbezogenen Schulentwicklung um bildungstheoretische Perspektiven zu erweitern und möchten andererseits die Weiterentwicklung pädagogischer Projekte zum Umgang mit sozialräumlicher Segregation unterstützen. 

 

Brennpunkt ist nicht gleich Brennpunkt?! Eine multiperspektivische Betrachtung von Selbst- und Fremdwahrnehmungen von Schulen in sozial deprivierter Lage. 

Dr. Denise Demski (Ruhr-Universität Bochum) und Prof. Dr. Björn Hermstein (Ostfalia Hochschule):  

Schulen in deprivierter Lage werden trotz vergleichbarer Ausgangslagen unterschiedlich stark nachgefragt. In ihrem Projekt erforschen Demski und Hermstein daher mittels eines kontrastiven Zugangs die Selbst- und Fremdwahrnehmung von ausgewählten (vermeintlichen) „Brennpunktschulen“ einer Ruhrgebietskommune. Dazu bereiten sie schulstatistische Daten auf und analysieren die Fremdwahrnehmung dieser Schulen auf Basis kommunaler Presseberichte und Experteninterviews mit Vertreterinnen und Vertretern von Schulträger und Schulaufsicht. Im Weiteren arbeiten sie die Orientierungsmuster heraus, die in den Schulen handlungsleitend sind, und diskutieren gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des Schulträgers und der Schulaufsicht mögliche Unterstützungsmaßnahmen. 

 

Dortmunder Sprach- und Erzähltraining am Übergang (DoSETÜ) 

Dr. Nadine Elstrodt-Wefing und Dr. Isabel Neitzel (TU Dortmund) 

Mit dem Projekt möchten die Wissenschaftlerinnen sozioökonomisch benachteiligte Kinder im Übergang von der frühkindlichen Bildung in das Schulsystem sprachförderlich unterstützen und diesen Prozess wissenschaftlich evaluieren. Elstrodt-Wefing entwickelt dafür sprachförderliche Hörspiele, die den Kindern digital zur Verfügung gestellt und in der Förderung der individuellen Bildungssprache eingesetzt werden können. Neitzel verantwortet den Projektbaustein Erzähltraining, in dem die Kinder in ihrem erzählerischen Austausch mit Gleichaltrigen und Erwachsenen unterstützt werden sollen. Dies geschieht beispielsweise im Morgenkreis und in einer individuellen Erzählförderung anhand attraktiver digitaler Materialien.  

 

Evaluation eines Fortbildungskonzepts zur Förderung der Mental Health Literacy von Lehrkräften an ostdeutschen Grundschulen im Brennpunkt. 

Dr. Franziska Greiner-Döchert (Universität Leipzig) 

In dem Projekt wird ein möglichst zeitökonomisches Fortbildungsangebot entwickelt, das auf die Förderung der psychischen Gesundheitskompetenz von Lehrkräften an ostdeutschen Grundschulen zielt. Ausgehend von den Bedarfen der teilnehmenden Schulen sollen inhaltliche Impulse rund um das Thema psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern kombiniert werden mit einem praxisnahen Austausch durch regelmäßige Kollegiale Fallberatungen. Ein weiteres Ziel ist es, das neu erworbene Wissen durch konkrete Anwendungsaufgaben in die pädagogische Praxis der Einzelschulen zu transferieren. Um die Wirksamkeit des Fortbildungsangebotes zu überprüfen, werden Fragebogendaten zur psychischen Gesundheitskompetenz der Lehrkräfte erhoben sowie die stattfindenden Kollegialen Fallberatungen videografiert und analysiert. 

 

Berufung oder Beauftragung – Empirische Studie zur Rekrutierung und berufsbegleitenden Professionalisierung von Schulleitungen an Schulen in sozialräumlich benachteiligter Lage.  

Dr. Livia Jesacher-Rößler (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)  

Statistische Erhebungen zeigen immer wieder, dass bundesweit viele Schulleitungsstellen nicht besetzt werden können. Das gilt insbesondere für Schulen in sozialräumlich benachteiligter Lage. In dem qualitativ-explorativen Forschungsprojekt geht Jesacher-Rößler daher u. a. den Fragen nach, welche Maßnahmen seitens der Bildungsverwaltung ergriffen werden, um Leitungsstellen an Standorten in sozialräumlich benachteiligter Lage zu besetzen. Außerdem untersucht sie die Motive, warum Schulleitungen sich dafür entscheiden, die Leitung einer solchen Schule zu übernehmen und wie sich Unterstützungsangebote für die Schulleitung gestalten lassen. Dazu führt Jesacher-Rößler problemzentrierte Interviews mit Expertinnen und Experten aus der Bildungsadministration (Schulaufsicht und Fortbildung) und Schulleitungen in vier Bundesländern durch, die sie insbesondere inhaltsanalytisch auswertet. 

 

Alignment und Schulentwicklungskapazitäten aus der Sicht von Schulen und Schulaufsicht (ASK) 

Dr. Alexandra Marx, Dr. Jonas Ringler und Dr. Wolf-Dieter Lettau (Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation | DIPF) 

Damit Schulen im Brennpunkt ihre Entwicklungsarbeit langfristig und kontextsensibel steuern können, ist der Aufbau von Schulentwicklungskapazitäten von großer Bedeutung. In diesem Prozess kommt den Schulaufsichten eine wichtige Rolle zu: Sie begleiten und beraten Schulen in ihrer Entwicklung und sind somit wesentliche Akteure in der Unterstützung des Aufbaus von Schulentwicklungskapazitäten. Wie lässt sich eine Zusammenarbeit von Schulleitungen und Schulaufsichten, die das Ziel hat, Schulentwicklungskapazitäten auszubauen, gewinnbringend gestalten? Diese Frage soll im Rahmen des Projekts beantwortet werden. 

 

Zum Hintergrund des Innovationsfonds

Die Forschungslage zu Schulen im Brennpunkt ist vergleichsweise dünn. So gibt es beispielsweise noch wenig Forschung dazu, was eine Schule im Brennpunkt in Deutschland ausmacht und welche Bedeutung die wohnräumliche Segregation und die herausfordernde Zusammensetzung der Schülerschaft an Schulen im Brennpunkt auf die Entwicklungschancen der Kinder und Jugendliche hat. Auch mangelt es an Arbeiten, die fokussiert der Frage nachgehen, welche spezifischen Maßnahmen auf der Ebene von Schulen im Brennpunkt Schülerinnen und Schülern aus benachteiligten Familien helfen und welche (schulsystemischen) Angebote die Schulen bei der Umsetzung dieser Maßnahmen unterstützen können. Mit dem Innovationsfonds „Forschung zu Schulen im Brennpunkt“ der Wübben Stiftung Bildung soll ein Beitrag zur Bearbeitung dieser Fragen geleistet werden. 

Weitere Informationen zu dem Innovationsfonds Forschung zu Schulen im Brennpunkt” finden Sie hier

 

Über das impaktlab 

Das impaktlab ist die wissenschaftliche Einheit der Wübben Stiftung Bildung. Auf Basis wissenschaftlicher Analysen und praktischer Erkenntnisse gibt es Impulse in das Bildungssystem, um die Situation an Schulen im Brennpunkt zu verbessern. 

Weitere Informationen zum impaktlab erhalten Sie hier

Ansprechpartner für inhaltliche Fragen:

Wübben Stiftung Bildung

Ansprechpartnerin für die Presse:

Wübben Stiftung Bildung

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